Cinque Terre, fünf malerische Dörfer…
In der Provinz Ligurien, welche sich über 12 Kilometer entlang der felsigen Küste erstrecken. Schaut man sich die Bilder im Netz an, kommt man schnell ins Träumen und wünscht sich nichts sehnlicher als genau in diesem Moment dort zu sein. Uns ging es ähnlich…
Also wurden die Cinque Terre ein festes Ziel unseres Roadtrips.
Ausgangspunkt
So kamen wir am Samstagabend in La Spezia, dem Ausgangspunkt zur Besichtigung der Cinque Terre an und beschlossen den Sonntag zum Erkunden dieser äusserst schönen Stadt zu nutzen.
Auch La Spezia hat einen attraktiven Ortskern mit imposanter Architektur und einer hübschen Marina zum Verweilen. Sonntags ist es allerdings sehr ruhig, da alle Geschäfte geschlossen sind.
Nimm die Bahn!
Die Cinque Terre lassen sich am einfachsten mit der Bahn erkunden, da jedes Dorf eine eigene Bahnstation hat.
Wir kauften uns am Bahnhof von La Spezia ein Kombi-Ticket für 16 Euro, womit wir den ganzen Tag beliebig oft die Dörfer mit der Bahn anfahren durften und der Eintritt für die Wanderwege im Nationalpark schon mit einbegriffen war. Dieses Angebot schien uns recht sinnvoll.
Die Verkäuferin händigte uns noch einen Zugfahrplan aus, damit wir genau planen konnten, wann wir uns am nächsten Tag auf die Socken machen könnten.
Der frühe Vogel fängt den Wurm…
Die ersten Züge nach Levanto fahren schon recht früh morgens in La Spezia ab. Wir entschieden uns für den Regionalzug um 07:55 um so früh wie nur möglich mit der Wanderung zu beginnen, bevor die heisse Mittagssonne uns erwischen würde.
Warum dies die absolut beste Entscheidung war, erfährst du etwas später…
Wir begannen unsere Wanderung in dem Dorf Monterosso al Mare um dann über Vernazza, Corniglia und Manarola zum ersten Dorf Riomaggiore zu gelangen.
Die Dame am Ticketschalter hatte uns bereits gewarnt, dass die Wanderroute entlang der Küste von Corniglia nach Riomaggiore wegen Wartungsarbeiten geschlossen sei. So erwarteten uns ein Fussmarsch von siebeneinhalb Kilometern und rund dreieinhalb Stunden anstatt elfeinhalb Kilometern und fünf Stunden.
Die Wandertour kann beginnen
Unser Zug erreichte Monterosso al Mare gegen 08:17 und wir starteten unsere Tour mit einem Spaziergang an der wunderschönen Strandpromenade. Überall urige Bars, Restaurants und Hotelpensionen.
Schöne Blumen auf den Fensterbänken und es duftete nach Meer und frischen Kräutern. Einige ältere Damen sassen im Schatten auf der Bank vor der Kirche und erzählten sich die neuesten Geschichten des Dorfes. Die Männer unterhielten sich enthusiastisch an einem kleinen Holztisch vor einer Bar und tranken Kaffee…
Genau so stellt man sich kleine italienische Dörfer am Meer vor. Wunderschön!
Wir kamen an einem Wegweiser vorbei, der uns auf den Wanderpfad entlang der Küste brachte. Nach einem kleinen Anstieg kam ein Kontrollhäuschen. Hier mussten wir unsere Tickets vorzeigen, respektiv diejenigen, die keins hatten sich für 7,50 Euro eins erwerben.
Danach folgte ein anstrengender Anstieg über eine Natursteintreppe, der uns echt zu schaffen machte. Trotz des frühen Aufbruchs, knallte die Sonne ganz schön heftig auf uns herab. Wir hatten doch erst begonnen?! Wie heftig wird diese Wanderung noch werden? Der Weg war felsig und manchmal sehr eng. Mit den Flip-Flops kommt man hier nicht weit…
Nur gut, dass wir unsere Vibram Five Fingers (was unsere absoluten Lieblings-Wanderschuhe bei Hitze sind) an hatten. Wir wanderten an Weinbergen und Olivenbäumen entlang und immer wieder diese natürlichen Felstreppen, ob nun hinauf oder hinunter. Den Ausblick, den man dabei hatte war unglaublich!
Man konnte das Meer komplett überblicken und die Schiffe wirkten wie winzige Plastikspielzeuge.
Das richtige Schuhwerk ist angesagt
So langsam fing es an, dass der Wanderweg sich mit Leuten füllte. Einige machten dabei schon einen ziemlich geschafften Eindruck und hatten auch noch das komplett falsche Schuhwerk an…
Ob die italienischen Designer-Sandalen wohl die richtige Wahl waren?
Die Sonne knallte unbarmherzig auf uns nieder und es gab nur wenig Schatten.
Nach ungefähr zwei Stunden erreichten wir das Dorf Vernazza.
Wir wurden mit einem netten „Velcome“-Schild begrüsst und begannen uns in den engen Gassen zu verlieren. Überall gab es was zu entdecken: ob es nun die Wäsche war, die hoch oben in den Gassen hing, oder die Kunstwerke, die man an diversen Fassaden vorfand. Es war Mittag und die Restaurants empfingen die ersten Gäste.
Sehen und gesehen werden…
Eine Sitzbank mitten im Ortskern war die perfekte Gelegenheit um das bunte Treiben zu beobachten. Wir nahmen Platz und versuchten die verschiedenen Nationalitäten zu deuten. Deutsche, Franzosen, Schweizer, Holländer und nicht zu vergessen, die Asiaten.
Es war ein Schaulauf von teuren Spiegelreflex-Kameras, hochwertiger Sport- und Trekkingmode mit Wanderschuhen in den schillerndsten Farben.
Im Vergleich zu unseren Wanderschuhen die wir besitzen, welche schmutzig und schon ziemlich abgenutzt sind, schien es fast als hätte sich noch jeder schnell die neuesten Modelle geholt um im hippen Cinque Terre gesehen zu werden.
Weiter geht’s!
Nach einer Weile machten wir uns auf den Weg zum nächsten Dorf: Corniglia. Nach dem Kontrollpunkt kam wieder ein anstrengender Aufstieg hoch zu den Klippen um das atemberaubende Panorama der Küste zu geniessen.
Die Landschaft änderte nicht viel: Olivenbäume, Weinberge und diverse Zitrusbäume. Unterwegs trafen wir auf eine kleine Bar, die frische Säfte und andere Getränke anbot.
Wir setzten den Weg fort und erfrischten uns an unserem eigenen Proviant: Wasser, Äpfel und Bananen. Nach eineinhalb Stunden erreichten wir Corniglia.
Hier gönnten wir uns ein leckeres, hausgemachtes Limetten-Basilikum Eis…eine gewagte Kombi, aber durchaus zu empfehlen! Wiederum schauten wir dem „Touri-Spektakel“ eine Weile zu. Eigentlich gehörten wir ja auch dazu…
Die ersten Zweifel kommen auf…
So langsam fragten wir uns echt, ob die Leute nach Cinque Terre kommen wegen der Besonderheit der Dörfer, oder einfach nur um es von ihrer „Reise-to-do-Liste“ zu streichen. So kann man wenigstens damit prahlen, dass man ein UNESCO-Weltkulturerbe besichtigt hat.
Da ab hier die Wanderwege gesperrt waren, nahmen wir die Bahn zum vorletzten Ort: Manarola.
Mittlerweile war es Nachmittag und die Massen an Leute, die mit der Bahn und über die Boote in die Dörfer strömten waren phänomenal! Wir waren mehr als glücklich, dass wir schon so früh am Morgen gestartet sind. Somit konnten wir wenigstens für ein paar Stunden ein fast menschenleeres Cinque Terre geniessen.
Eigentlich wollten wir noch unbedingt im Meer baden, bevor es zurück zu Betty ging. Nach diesem schweisstreibenden Tag war eine Abkühlung mehr als Willkommen!
Es ist nicht mehr zu ertragen!
Da Monterosso al Mare sich am Besten zum Baden eignete, drehten wir nur eine kurze Runde durch Maranola und gingen zurück zum Bahnhof. Wegen den Menschenmassen beschlossen wir Riomaggiore gar nicht erst anzusteuern und fuhren wie geplant nach Monterosso al Mare zurück.
Das am Morgen so friedliche Dorf hatte sich zu einem Ort des Schreckens verwandelt! Überall waren Menschen, jeder wollte an den Strand, welcher schon komplett überfüllt war. Irgendwelche Verkäufer, die einem überteuerte Strandtücher andrehen wollten…
Was war mit dem hübschen Dorf passiert, wo wir vor einigen Stunden losgelaufen sind?!
Wir beliessen es bei den öffentlichen Strandduschen um uns abzukühlen und machten uns rasch wieder aus diesem Wahnsinn heraus.
Fazit:
Was sollen wir nun zu dem UNESCO-Weltkulturerbe Cinque Terre sagen?
Ist es einen Besuch wert? Ja, auf jeden Fall! Die fünf Dörfer haben alle ihren eigenen Charme und das Küstenpanorama ist echt atemberaubend.
Trotz den vielen Touristen, die tagtäglich ein- und auswandern würden wir uns die Dörfer immer wieder anschauen. Allerdings würden wir jedem anraten, so früh wie nur möglich den Zug zu nehmen, um noch ein Stück der magischen Stille am Morgen mitzunehmen.
Ab 12 Uhr Mittags ist diese nämlich definitiv verflogen…
Wer nur an den Dörfern und nicht an der Wanderung interessiert sind, raten wir ein normales Zugticket am Bahnhof zu kaufen.
Das Kombiticket lohnt sich nur wenn man auch wirklich die Wanderpfade des Nationalparks betritt. Im Internet wird spekuliert, dass es günstiger sei, wenn man ein Zugticket und den Eintritt der Wanderpfade separat zahlt, da man unter Umständen niemanden an den Kontrollpunkten antrifft und einfach so loswandern kann.
Vielleicht hat man in der Nebensaison mehr Glück damit…
Wir mussten unsere Tickets jedesmal an den Kontrollpunkten vorzeigen.
Ein weiterer Punkt, von dem niemand spricht ist, dass der Wanderweg recht anstrengend zu laufen ist. Es wird nur darauf hingewiesen, dass man Wanderschuhe, Wasser und etwas Abenteuergeist mitbringen soll.
Wenn man nicht so ganz „hitzebeständig“ ist und schnell Kreislaufprobleme bekommt, sollte sich den Spaziergang vielleicht nochmal überlegen. Es ist schon eine gewisse Kondition gefragt, um die An- und Abstiege zu überwältigen.
Auf jeden Fall den Sonnenschutzfaktor nicht vergessen! Wir haben einige Leute unterwegs begegnet in deren Haut wir abends lieben nicht stecken wollten…