Albanien, unser erstes Balkan Land. Wir müssen zugeben, dass wir doch ein klein wenig aufgeregt waren, als wir die Grenze von Griechenland nach Albanien überquerten. Was erwartet uns dort? Ist Albanien überhaupt sicher?!
Der Grenzübertritt war schonmal kein Problem. Der Grenzbeamte sprach sogar ein bisschen Französisch. Unser erster Stop im neuen Land war auch gleich die erste Sehenswürdigkeit:
Das UNESCO Weltkulturerbe Gjirokastër
In Gjirokaster wollten wir einen ganzen Tag verbringen und auch dort übernachten. Also galt es zuerst mal ein „Nachtlager“ zu suchen. Offizielle Wohnmobil-Stellplätze gibt es so gut wie keine in Albanien. Dafür aber einige Campingplätze.
So wie das „Camping Late“, was wir auf Google Maps ausfindig machen konnten. Es liegt sehr zentral und die Altstadt ist zu Fuss zu erreichen. Perfekt, nichts wie hin!
Bei unserer Ankunft merkten wir dann schnell, dass Albaner eine andere Auffassung vom Wort „Camping“ haben als wir… Es war eine Familienpension mit sechs Gästezimmern und einem schön angelegten Garten. Als wir fragten, ob wir hier richtig wären, meinte der Besitzer nur „Yes, yes, here Camping“. Als Stellplatz diente die Einfahrt zum Haus. Hier gab es Platz für maximal zwei kleine Reisemobile (hintereinander geparkt). Mehr aber auch nicht. Trotzdem waren wir neugierig und nahmen das Angebot der Familie Late an. Wir durften das Badezimmer eines Gästezimmers benutzen und zur Begrüssung gab es selbstgemachten Raki! Gastgeber Bledi erklärte uns, dass wir die ersten Gäste der Saison wären und somit zahlen könnten was wir wollen! Okay? Damit hatten wir nicht gerechnet…
Erstes Problem – Internet in Albanien
Auf unsere Smartphones trudelten munter Nachrichten ein. Also schauten wir mal nach. Es war unser Abo-Anbieter aus Luxemburg der uns warnte, dass Albanien nicht zum EU-Roaming gehört und eventuell hohe Kosten anfallen könnten. Auch das noch! Darüber hatten wir uns ja noch gar keine Gedanken gemacht.
So verbrachten wir den Rest des Tages damit albanische Lekis (LEK) vom Geldautomaten zu holen und uns eine lokale SIM-Karte zu besorgen. Das klappte aber alles tadellos. Die Dame im Telefonladen sprach sogar Englisch. Wir bekamen 10GB (+ 3GB Bonus) für 2.000 LEK (also um die 15 EUR). Das musste erstmal reichen. Immerhin hatten wir in der Unterkunft freies Wlan.
Am nächsten Tag wollten wir dann die Altstadt von Gjirokastër erkunden. Beim Frühstück lernten wir dann mit dem Google Übersetzer unsere ersten albanischen Wörter wie Guten Morgen, Hallo, Ja, Nein und Danke. Denn wir finden, dass man in einem fremden Land ein Minimum an Wörtern beherrschen sollte, alleine schon aus Respekt den Leuten gegenüber.
Den Test machten wir dann mit der Dame des Hauses. Wir begrüssten sie mit einem freundlichen „Mirëmenghesi“ und siehe da, sie war begeistert und strahlte uns an! Ein wenig später kam sie dann mit einer Kanne frischem Bergtee. Der Test schien also erfolgreich.
Gjirokastër – die Stadt der tausend Treppen
Bis zur Altstadt war es nicht sehr weit. Der Aufstieg hatte es allerdings in sich! Jetzt wissen wir warum Gjirokastër auch die Stadt der tausend Treppen genannt wird.
Oben, am Eingang der Festung haben wir erst einmal eine Verschnaufpause eingelegt und den tollen Ausblick auf die Stadt und die Berge bewundert. Wow!
An der Kasse kamen wir wiederum sehr gut mit Englisch zurecht und wollten von der Kassiererin wissen, welche Sprachen die Albaner denn nun beherrschen. Sie erklärte uns, dass heutzutage die meisten Albaner neben der Muttersprache Englisch als erste Sprache lernen. Später können sie dann zwischen Italienisch und Französisch wählen. Die Mehrheit entscheidet sich hier für Italienisch.
Der Eintritt zur Burg hat uns 200 LEK/Person (+- 1,60 EUR) gekostet. Man kann zusätzlich noch das Kriegsmuseum besuchen, welches sich im Inneren der Burg befindet. Dies kostet dann weitere 200 LEK.
Auf dem Burggelände fanden wir viele Infotafeln zur Geschichte, ein paar Legenden und Wissenswertes über die Pflanzen und Tierwelt in der Region Gjirokastër.
Die Festung scheint zuerst nicht sehr gross. Das täuscht allerdings gewaltig! Ganze zwei Stunden haben wir mit Infotafeln lesen, Fotos schiessen, Videomaterial abdrehen und die Aussicht geniessen verbracht. Denn Letzteres ist einfach gigantisch von dort oben.
Man kann den alten und neuen Teil von Gjirokastër sehen. In der Altstadt wird zur Zeit kräftig renoviert. Und das ist auch dringend notwendig. Denn man sieht der Altstadt ihren Alter doch schon sehr an und auch, dass sie lange Zeit vernachlässigt wurde. Trotzdem finden wir, dass Gjirokastër eine attraktive Stadt ist…eben auf ihre Art und Weise.
Zum Schluss schlenderten wir noch ein bisschen über den alten Bazar. Hier trafen wir auf „Cimi“, einen ehemaligen Professor. Er hatte Redebedarf und fragte uns ob wir nicht einen Kaffe mit ihm trinken möchten. Wir willigten ein. Cimi spricht sechs Sprachen! Mit uns wollte er sich auf Französisch unterhalten. Er erzählte uns, dass er mit 150 EUR/Monat über die Runden kommen muss und dass er sich als Stadtführer ein bisschen Geld hinzuverdient. Des weiteren sammelt er alte Bücher und Postkarten. Da wir leider keine Bücher mit uns führen, versprachen wir Cimi, dass wir ihm eine Postkarte aus Luxemburg schicken. Seine Adresse haben wir uns in’s Smartphone gespeichert.
Uns so neigte sich unser Aufenthalt in einer der ältesten Städte Albaniens so langsam dem Ende zu… Am Abend bliebt die Vanküche ausnahmsweise kalt und wir gönnten uns eine leckere Pite unten im Stadtkern.
Am nächsten Morgen bedankten wir uns bei unseren Gastgebern und hinterliessen 4.000 LEK (+- 30 EUR), was wir als passend empfanden. Immerhin haben wir zweimal ausgiebig geduscht, wir durften die Toilette nutzen, haben kostenlosen Tee, Schnaps und einen Stellplatz für unsere Betty bekommen und das alles mitten im Zentrum von Gjirokaster.
Unsere Reise durch Albanien ging weiter. Wir wollten unbedingt wieder an die Küste!
Über die Passstrasse an’s Meer
Es ging über den Muzina-Pass. Denn dieser ist die Hauptachse zwischen Gjirokastër und dem Küstenort Sarandë. Unten im Tal stiessen wir dann auf eine Beschilderung „Blue Eye Source“. Wir folgten dem Schild in einen kleinen unbefestigten Weg hinein. Dann kamen wir an einem Kassenhaus vorbei. Hier waren Preise für Personen und Fahrzeuge aufgelistet. Die Schranke stand offen und es war niemand anzutreffen. Also sind wir einfach reingefahren.
Der Weg wurde immer holpriger, doch Betty hielt tapfer durch bis wir an einem Parkplatz-Schild ankamen. Hier stellten wir den Van ab und gingen zu Fuss weiter. Neben dem Parkplatz schien es früher mal ein Restaurant gegeben zu haben. Doch das lag nun in Schutt und Asche… Attraktiv und vertrauenswürdig wirkte die Umgebung mit diesem Anblick nicht wirklich. Wir folgten den kleinen Holzschildern über eine klapprige Holzbrücke und dann war sie da, die
Blue Eye Quelle
6.000 Liter Wasser schiessen pro Sekunde aus dem tiefblauen Schlund. Das muss man sich mal vorstellen! Woher der Name „Blaues Auge“ kommt, erkennt man auf Anhieb. Denn steht man auf dem kleinen Vorsprung oberhalb der Quelle, dann wirkt es als würde man in ein Auge blicken.
Und auch wenn das glasklare Wasser noch so zum Baden einlädt, ist es leider verboten. Denn die Quelle steht unter Naturschutz. Was man von der Umgebung wohl nicht behaupten kann. Hier wurde der Wald nämlich kräftig abgeholzt… Schade, denn die Vegetation hatte schon fast etwas Dschungelartiges.
Bisher sind unsere Gefühle zum Land noch etwas gemischt. Die Gastfreundschaft ist unbezahlbar und die Natur wunderschön. Die wilden Müllkippen entlang den Strassen von Gjirokastër nach Sarandë fanden wir allerdings nicht so toll. Genauso wenig die katastrophalen Strassenverhältnisse, die das Land zum Teil noch hat.
Aber wir sind ja erst am Anfang und haben noch so gut wie nichts von diesem neuen, aufregenden Land gesehen. Die Reise geht weiter!
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