Die Fähre nach Griechenland….Nun sind wir schon fast 3 Jahre mit unserer Betty unterwegs und haben tatsächlich noch NIE eine Fähre genommen! Nein, wir waren weder in Grossbritannien, noch in Irland oder Norwegen, wo die Fähre nehmen ganz normal ist… Also, Grund genug es endlich mal auszuprobieren.
Wir nehmen die Fähre von Venedig nach Griechenland!
Anfangs wollten wir unseren grossen Winter-Roadtrip ja eigentlich anders rum machen. So wären wir über Österreich durch Slowenien, Kroatien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Albanien bis runter nach Griechenland gefahren. Und im Anschluss hätten wir die Fähre zurück nach Italien genommen.
Doch dann kam uns der Gedanke, dass das Wetter im Februar doch noch ziemlich winterlich in Slowenien und Kroatien sein könnte… Also nehmen wir zuerst die Fähre und starten unseren Roadtrip im Süden!
Da wir in Sachen Fähre absolute Neulinge sind und unsere Betty eine LKW-Zulassung hat, waren wir etwas ratlos als was wir uns denn nun einbuchen müssen?! Wir sind kein PKW und auch kein Wohnmobil (zumindest nicht nach Fahrzeugschein). Blöd, weil eine Kategorie LKW gab’s online leider nicht…
Darf unsere Betty nicht auf die Fähre?!
Also beschlossen wir uns sicherheitshalber von einer Agentur beraten zu lassen, welche dann auch unsere Buchung vornahm. Denn wir hatten keine Lust an der Fähre zu stehen und den Italienern zu erklären, mit was wir da eigentlich durch die Gegend fahren.
Laut Agentur gehen wir als PKW unter 6m Länge und über 2m20 Höhe durch. Also doch kein LKW, da wir keine kommerziellen Güter transportieren. Glück gehabt, denn so ein Frachtticket kostet einen ganzen Batzen mehr!
Schlussendlich wurden wir eingebucht für die Überfahrt mit ANEK Lines von Fusina (Venedig) nach Igoumenitsa (Griechenland). Kosten: 276 EUR – Dauer 26 Stunden Überfahrt…puhhh ganz schön lange!
Weitere Abfahrten wären von Ancona und Bari aus möglich gewesen. Und neben Igoumenitsa hätten wir auch Patras als Ankunftshafen wählen können.
Eigentlich wollten wir uns noch 2 Schlafsessel zu 90 EUR hinzu buchen. Leider gab es die Option aber nicht für diese Überfahrt.
Camping an Bord?
Eine ziemlich coole Variante, wo man mit seinem Camper auf einem offenen Deck parkt und während der Fahrt auch im Fahrzeug verweilen kann. Das wäre natürlich optimal gewesen! Doch auch das wird nur von April bis Oktober angeboten. Okay, können wir nachvollziehen. Im Februar ist es auf einem offenen Deck bestimmt nicht angenehm. Vor allem wenn das Bedienen von Gas und Standheizung an Bord verboten sind.
So bleibt nur noch eine Kabine an Bord oder gar keine Schlafmöglichkeit…
Da die Kosten einer Kabine zwischen 200 und 300 EUR betrugen, beschlossen wir es ganz einfach drauf ankommen zu lassen und gar nichts zu buchen. Diese Kosten hätten unser Reisebudget sonst schon zu Beginn der Reise gesprengt!
Es geht los!
Mit der Fähre nach Griechenland…Und da standen wir nun…am Fährenterminal von Fusina in Italien und warteten auf den Startschuss um auf die Fähre auffahren zu können.
Der Check-in verlief problemlos, genau so wie das Auffahren auf die Fähre. Ein bisschen Schiss hatten wir dann doch als wir im Schiffsrumpf dann nochmal eine Etage tiefer fahren mussten. Hier wurde es ganz schön niedrig und unsere Antenne eckte jedesmal an den Eisenträgern der Decke an! Na solange es nur bei der Antenne bleibt…
Geschafft! Betty stand in einer Parklücke und wir fuhren mit dem Aufzug nach oben.
Hier suchten wir uns zuerst mal einen Sitzplatz mit Steckdose in der Bar. Wir wollten nämlich ein bisschen was an den Laptops arbeiten. Denn bei 26 Stunden hat man ja Zeit!
Die Fähre legte pünktlich ab und setzte sich so langsam in Bewegung. Den Gästen zufolge, sollte es auf dieser Fahrt nicht voll werden. Denn es war kaum jemand an Bord. Die LKW-Fahrer waren in der Mehrzahl und es schien als würden sich hier alle kennen. Dann waren mit uns vielleicht noch eine Handvoll Touristen an Bord. Sie waren am Kabinenschlüssel zu erkennen, der ganz demonstrativ neben ihrem Getränk auf dem Tisch lag.
Wir beschlossen dann doch bis nach draussen an Deck zu gehen. Das Wetter war einfach zu schön um drinnen sitzen zu bleiben.
Seekrank?
Zum Glück meinte der Wettergott es gut mit uns. Die See war butterweich und es waren kaum Wellen zu verspüren. Wir, als Fähren-Newbies, hatten ja keine Ahnung ob wir seetauglich sind. Und liest man so manche Schaudergeschichten anderer Reiseblogs, dann überkommen einen erste Zweifel, ob man nicht doch eine Schlafkabine hätte nehmen sollen…
Aber da mussten wir nun durch! Schliesslich wollten wir es ja so. Ein paar kleine Vorsichtsmassnahmen hatten wir dann getroffen. Da wäre zum Beispiel ein kleines Flacon mit ätherischem Pfefferminzöl. Das soll nämlich bei Reisekrankheit helfen. Eine dünne Decke, die man auch ganz praktisch zu einem Kissen zusammenfalten kann und viel Proviant!
Ja, uns wurde gesagt dass die Preise auf der Fähre unverschämt teuer wären und man sich lieber selbst versorgen sollte. Doch dem können wir nicht so ganz zustimmen. Wir fanden die Preise eigentlich in Ordnung und gönnten uns den ein oder anderen Frappé, eine Art griechischer Eiskaffe, den wir noch von Kreta kannten.
Langeweile an Bord…
Die ersten paar Stunden haben wir mit arbeiten verbracht. Dann noch ein bisschen mit lesen und Social Media. Denn erstaunlicherweise hatten wir die meiste Zeit über Mobilfunknetz an Bord. Das kostenpflichtige Wifi wollten und brauchten wir somit nicht zu zahlen.
Gegen Abend kam dann die erste Langeweile auf. So vertrieben wir uns die Zeit mit griechischem Wein. Die LKW-Fahrer sassen gebannt vor dem grossen TV-Bildschirm und schauten sich den Film Odysseus von 1997 an. Ja, das ist kein Scherz. Einer der Männer musste sogar fast heulen!
Wo übernachten?
Jedenfalls bevorzugten wir den Abend mit YouTube-Videos ausklingen zu lassen. Irgendwann waren sie dann auch alle weg und die Bar wurde leer. Wir rückten uns zwei Ledersessel zusammen und machten es uns darin gemütlich. Anfangs hatten wir noch Zweifel ob wir in dieser Nacht überhaupt ein Auge zumachen würden, doch dann hörten wir auf einmal eine Durchsage:
„Meine Damen und Herren, es ist 7 Uhr 30 und das Self-Service Restaurant hat ab jetzt geöffnet.“
Was?! Halb acht? Wir hatten tatsächlich geschlafen und sogar richtig fest! Wow, das hätten wir uns nicht erwartet…
Wir holten uns zwei Cappuccini an der Bar und futterten ein paar Kekse von unserem Schiffsproviant. Danach legten wir noch einmal eine kleine Arbeitssession ein und schwupps war auch schon Mittag.
Wir haben Hunger
Da wir die letzten 24 Stunden noch nichts sinnvolles gegessen hatten, gönnten wir uns zum Abschluss eine leckere Dorade vom Grill im Self-Service Restaurant. Wenn man schon keine Kabine hat, dann darf man 13 EUR für frischen Fisch ausgeben.
Danach ging es eigentlich ziemlich schnell. Nachdem wir uns die Beine etwas an der frischen Luft vertreten hatten, holten wir uns noch einen Frappé an der Bar, bewunderten das albanische Festland und dann war es endlich soweit!
Nach 26 Stunden kam die Ansage, dass die Fahrer sich bitte zu ihren Fahrzeugen begeben sollen um sich für’s Abfahren bereit zu machen. Das taten wir dann auch und standen in den Startlöchern dass sich die Luke endlich öffnen soll. Es wurde Licht, wir durften raus und betraten endlich das griechische Festland.
Auf zum Strand!
Das Wetter war einfach nur genial. Die Sonne schien und es waren angenehme 15 Grad. Wir beschlossen an diesem Tag nicht mehr weit zu fahren und suchten uns einen schönen Übernachtungsplatz am Strand. Hier durften wir dann auch gleich unseren ersten griechischen Sonnenuntergang erleben…Traumhaft schön!
Unser Fazit zu 26 Stunden Fähre nach Griechenland fahren:
Wir haben es uns weitaus schlimmer vorgestellt. Klar, eine Kabine an Bord bietet einen gewissen Luxus. Man hat einen privaten Rückzugsort, man kann duschen und auf’s eigene Klo gehen… Aber das alles haben wir auf dieser Überfahrt nicht vermisst. Die Preise an Bord fanden wir ganz in Ordnung. Glück hatten wir wahrscheinlich mit dem ruhigen Seegang.
Einziger Nachteil der Geschichte: wir wissen noch immer nicht, ob wir seekrank werden!