Unser Erfahrungsbericht über 3 Monate leben an Costa Rica’s Karibikküste
Wir haben lange überlegt, ob wir diesen Bericht wirklich schreiben sollen…
Aber, wir möchten ehrlich mit dir sein und dir auch die weniger-schönen Dinge keinesfalls vorenthalten! Unsere grösste Angst ist, dass du nach diesem Bericht meinen könntest, dass uns unser Aufenthalt nicht gefallen hätte.
Wir möchten aber klarstellen, dass wir immer wieder für drei Monate hingehen würden. Dies soll nicht als Warnung gelten, sondern einfach nur als wichtige Info für die, die es sich überlegen für längere Zeit nach Costa Rica zu gehen, ja vielleicht sogar dorthin auszuwandern!
Denn auch in Costa Rica ist nicht immer alles paradiesisch, auch wenn es für den klassischen Urlauber auf kurze Dauer so aussieht…
Als wir das erste Mal für drei Nächte in Puerto Viejo landeten, fühlte es sich an als hätten wir das Paradies gefunden:
Menschenleere Strände, bunte karibische Holzhäuser, gute Vibes, freundliche Leute, viele Bars und Restaurants…
…jeder feierte das Leben. Pura Vida!
Wir haben uns 2014 sofort in diesen magischen Ort verliebt und wussten, dass wir zurück kommen würden. Was wir dann auch 2015 taten und weitere 10 Tage an der Karibikküste verbrachten.
Im Februar 2016 waren wir mehr als aufgeregt, als wir unseren 3-monatigen Aufenthalt an Costa Rica’s Karibikküste endlich angehen konnten. Diesmal konnten wir die vollen 90 Tage Touristenvisum auskosten!
Also stürzten wir uns ins Abenteuer. Wir wollten so nah wir möglich am Leben der Einheimischen teilhaben und hatten uns im Voraus ein Budget gesetzt, mit dem wir auskommen mussten. Auf das Budget werden wir in diesem Artikel jetzt nicht eingehen. Dies ist für einen späteren Zeitpunkt…
Hier kommt der komplette Bericht von den „nicht-so-schönen Dingen“, mit denen man täglich im Paradies klarkommen muss:
Ameisen:
Es gibt sie in allen Farben und Grössen und ja, die kleinen Biester können echt schmerzhaft sein! Wir haben es immer wieder selbst erlebt. Bei jedem Schritt, den du tust, musst du stets aufpassen, nicht in einer Ameisenstrasse zu stehen.
Beim Blumen pflücken am Strassenrand gilt das Gleiche. Ameisen verstecken sich sehr gerne in den Blüten und mögen es nicht wenn du sie störst. Was uns aber am meisten gestört hat ist das Problem, dass du nichts in Punkto Lebensmittel rumliegen lassen kannst, nicht einmal für fünf Minuten, ohne dass die Ameisen es nicht unter Beschlag nehmen!
So lernten wir die Regel aller Regeln: immer alles in Glas-oder Plastikbehälter verschliessen, oder im Kühlschrank aufbewahren! Einmal haben es die kleinen Biester geschafft Löcher in unsere Zuckerverpackung zu beissen um hinein zu gelangen und ein andermal haben sie einfach mal eine meiner Anti-Baby Pillen verputzt! Frechheit…
Dann gibt es noch die Putzameisen. Sie sind recht klein und harmlos. Diese Mikro-Ameisen machen nichts lieber als in deinem Haus aufräumen, sei es tote Insekten beseitigen oder dein Haarreste in der Dusche. Es ist uns einmal passiert, dass noch einige Überbleibsel vom Kokosöl in der Dusche waren und nach unserem Strandgang das Duschen erstmal ausfiel.
Die Putzameisen lieben Kokosöl und hatten sich zu tausenden in der Dusche versammelt um die kleinen Reste aufzusammeln. Boden und Wände der Dusche waren schwarz! Nach ein bis zwei Stunden war alles vorbei und keine Ameise mehr zu sehen.
Also keine Panik bei Putzameisen. Wir liessen sie immer ihren Job erledigen und gut war…
Moskitos:
Jeder weiss, dass Moskitos super lästig sind, auch wenn man länger irgendwo bleibt…
Wir hatten gehofft, dass die kleinen Biester nach einer Zeit nicht mehr zustechen, hatten uns aber geirrt! Immer wenn wir unseren natürlichen Insektenschutz nicht aufgetragen hatten, waren wir fällig! Manchmal mehr…manchmal weniger.
Eine Nacht hatten wir uns sogar getraut ganz ohne Moskitonetz zu schlafen. Was für eine bescheuerte Idee! So haben meine Beine nach dieser einen Nacht ausgesehen! Autsch…
Einige Leute behaupten, dass es mit der Zeit weniger wird. Wir haben aber nur festgestellt, dass der Umgang mit den Stichen mit der Zeit einfacher wurde. Der Juckreiz war meist nicht mehr so intensiv wie noch anfangs.
Feuchtigkeit:
Eine anderes Problem ist die hohe Luftfeuchtigkeit. Du musst damit leben, dass deine Kleidung irgendwie immer leicht feucht und muffig ist, vor allem an Regentagen!
Die einzige Lösung, wie du etwas trocken bekommst ist, entweder einen Trockner neben der Waschmaschine zu besitzen oder mindestens einen geschlossenen Raum mit Klimaanlage zu haben.
Wir konnten uns diesen Luxus aber nicht leisten, also haben wir uns einfach damit abgefunden, so wie jeder Einheimische auch…
Damit du verstehst, von was genau wir hier reden, hier ein Beispiel-Foto:
Meine Ledersandalen sind einfach so weggefault!
Ich hatte sie längere Zeit in meiner verschlossenen Reisetasche aufbewahrt. Das gleiche Phänomen galt einigen Kleidungsstücken und Patrick’s Käppis, die wir aber noch retten konnten. Für die Schuhe kam leider jede Hilfe zu spät…
Merke: Niemals Kleidungsstücke oder sonst was in verschlossenen Taschen aufbewahren! Alles muss stets gut gelüftet sein.
Waschmaschine:
Wäsche waschen in Costa Rica war ganz anders als wir es in Europa kennen. Mit den Tico-Waschmaschinen muss man erstmal klar kommen!
Das ganze Gerät ist aus Plastik, weil die Ticos ihre Waschmaschine fast immer draussen im Garten stehen haben! Plastik kann wenigstens nicht rosten…
Und so funktioniert’s:
Man füllt Wasser mit dem Gartenschlauch in das grössere Abteil, fügt Kleidung und Seife hinzu und wählt sein Programm (Schmutzgrad: leicht-mittel-stark) und die Zeit, wie lange die Maschine laufen soll.
Das war’s!
Mehr Optionen gibt es nicht. Natürlich wäscht die Maschine nur mit kaltem Wasser. Also muss man bei starken Flecken damit rechnen, dass die Wäsche nie ganz sauber wird.
Nachdem der Waschgang fertig ist, wird die Wäsche in der Zentrifuge nebenan geschleudert. Also, alles umfüllen, wieder Wasser zum Ausspülen der Seife hinzufügen und schleudern.
Immerhin funktioniert der Schleudergang automatisch und man muss nur die Zeit wählen, wir lange sie schleudern soll. Danach ist die Wäsche bereit zum Aufhängen und bete, dass die Sonne scheint, damit sie wenigstens halbwegs trocken wird!
Toiletten Regeln:
Als wir das erste Mal nach Costa Rica kamen erinnerten die Toiletten-Regeln uns ganz stark an Kreta, wo es genau das Gleiche war. Costa Rica’s Kanal-System ist nicht ausgelegt, um Klopapier in die Toilette zu schmeissen.
Meistens verursacht es eine Verstopfung der Rohre. Es ist üblich, dass man das Klopapier in den Eimer daneben schmeisst. Manche Eimer haben einen Deckel, manche nicht…
Oft sieht es nicht so hübsch aus und der Geruch lässt auch zu wünschen übrig…
Aber auch damit sind wir klargekommen. Am Anfang mussten wir uns nur ständig gegenseitig daran erinnern, damit das Papier nicht doch in der Kloschüssel landete!
Häuser im Karibik-Stil:
Sie sehen so hübsch aus mit ihren bunten Farben, aber eins musst du wissen:
Diese Häuser sind sehr einfach eingerichtet und null schall-isoliert! Ein Haus aus Beton grenzt an der Karibikküste schon fast an Luxus!
Wegen der konstanten Belüftung, die so ein Haus braucht, haben die meisten auch keine Glasscheiben in den Fenstern. Von all den Unterkünften, die wir in den drei Monaten bewohnt haben, hatten zwei davon Glasfenster.
In den anderen zwei Casitas gab es nur Klappläden mit Verriegelung in den Fensterrahmen. Was die Isolierung angeht, so kannst du den Nachbarn die Toilette spülen hören und noch andere Geräusche auf die wir hier nicht weiter eingehen möchten…
Damit musst du halt klar kommen wenn du in der Karibik leben möchtest. Den amerikanischen oder europäischen Standard kannst du hier vergessen! Den findest du höchstens auf der Pazifikküste.
Dann gibt es noch die traditionellen Blechdächer, die hier jedes Haus besitzt. Bei Regen kann dies sehr, sehr laut im Haus werden. Wir wollten einmal ein Skype-Gespräch bei Regen führen. Dies war quasi ein Ding der Unmöglichkeit! Nur mit Kopfhörern ging es dann doch noch.
Und zu guter Letzt, die berühmte Selbstmord-Dusche! Die kennst du bestimmt schon aus vorherigen Artikeln wie Todesangst in Costa Rica. Wir haben festgestellt, dass es eigentlich die beste Dusche ist, die du in Costa Rica haben kannst. Da kommt wenigstens warmes Wasser raus!
Was uns sofort zum nächsten Punkt bringt:
Wasser:
Während unseren drei Monaten in Costa Rica, wurde uns das erste Mal bewusst, wir wichtig Wasser doch sein kann!
Ob es auf der Pazifikküste auch so ist, wissen wir nicht aber, an der Karibikküste stellen die Wasserwerke in der Trockenzeit das Wasser tagsüber ab. Deswegen besitzen die meisten Ticos grosse Wassertanks auf ihren Grundstücken, die nachts von den Werken betankt werden.
Hat man keinen Wassertank, gibt es tagsüber kein Wasser! Zum Glück haben wir immer auf Grundstücken mit Wassertanks gelebt. Trotzdem ging uns das Wasser dreimal wegen einem technischen Defekt der Pumpe aus.
Durch Arbeiten am lokalen Wassernetz konnten wir das Wasser während anderthalb Monate eigentlich gar nicht nutzen! So kam unser Wasser halt vom Fluss, der an das Grundstück grenzte.
Ja genau, wir duschten, machten Abwasch, spülten die Toilette und wuschen unsere Kleidung mit Flusswasser! Eigentlich war es für uns in Ordnung, da wir das lokale Wasser eh nicht tranken und auch nicht damit kochten.
Wir liessen uns immer grosse 19 Liter-Wasserflaschen liefern, die man dort recht günstig erwerben konnte.
Bakterien und Parasiten:
Ständig sind wir auf Urlauber getroffen, die nach ein paar Tagen an der Karibikküste, mit Magen-Darm-Problemen kämpften.
Wir kennen das Problem nur zu gut und wurden auch dieses Mal nicht ganz verschont. Dies passiert, weil unser westliches Immunsystem nicht an das lokale Wasser, die karibischen Gewürze und Hygiene-Standards gewohnt ist.
Auch wenn du versuchst, das lokale Wasser aus dem Hahn zu vermeiden, weisst du dennoch nicht, wie der Barkeeper seine Eiswürfel herstellt, oder mit welchem Wasser der Koch deine Pasta kocht oder deinen Salat putzt. Du kommst nie ganz daran vorbei!
Das lokale Wasser beinhaltet Bakterien, manchmal sogar Parasiten, die unser Darmtrakt nicht kennt. Das Resultat sind Durchfall und Magenprobleme. Du fühlst dich müde und schwach…
Kennt man die lokalen Heilmittelchen, sind die Beschwerden recht schnell zu bekämpfen. Wir haben es selbst ausprobiert und es hat funktioniert!
Wusstest du, dass selbst die Einheimischen der Karibikküste, vor allem die Kinder, zweimal im Jahr eine Anti-Parasiten Kur machen?!
Verrückt!
Eklige Würmer und andere Gesellen:
In den Tropen zu leben heisst auch, dass du dein Haus mit vielen anderen Tieren teilen musst.
Wir haben Käfer und Würmer gesehen, die uns bisher unbekannt waren! Ja, es gibt Kakerlaken, Käfer und grosse Spinnen und ja, sie kommen in dein Haus!
Aber anstatt komplett auszuflippen und Panik zu schieben, reisst du dich besser zusammen und versuchst die Biester einfach wieder hinauszubegleiten.
Hier kommt eine kleine Zusammenfassung von Tieren, die wir in unseren Unterkünften angetroffen haben: Tausendfüssler, Gecko’s, Echsen, Kakerlaken, Motten, eklige Würmer, Schnecken, Spinnen, Riesen-Heuschrecken, Ameisen, Moskitos…usw.
Dies heisst aber nicht, dass es deinem Haus an Hygiene mangelt! Wegen den ganzen Lüftungslöchern im Haus, finden diese Viecher halt immer einen Weg hinein.
In einer Casita fehlte das Abflussgitter in der Dusche und jeden Morgen hatten wir eine Art Wurm oder Egel in unserer Dusche. Manchmal sogar mehrere!
Also mussten wir zuerst mal diese „Dinger“ aus der Dusche bekommen, bevor wir dann selbst duschen konnten. Nach einigen Tagen haben wir dann improvisiert und eine leere Plastikflache in den Abfluss gesteckt.
Problem gelöst!
Dies mag jetzt für den Einen oder Anderen ganz furchtbar klingen, aber eigentlich waren es alles Sachen, mit denen die Einheimischen jeden Tag klarkommen müssen.
Wenn man, wie wir, aus einem europäischen Land wie Luxemburg kommt, muss man sich erst einmal an den Lauf der Dinge gewöhnen. Mit der Zeit sieht man dann alles etwas lockerer und nimmt die Dinge wie sie sind. Bei uns war das jedenfalls so.
Wir wissen aber auch, dass es immer wieder Leute gibt, die sich nicht damit anfreunden können und sich deswegen auf lange Dauer gegen Costa Rica entscheiden. Wir können im Moment nur von unseren Erfahrungen in Costa Rica berichten, sind aber der Meinung, dass es in anderen tropischen Ländern nicht anders sein wird.
Wenn man in in den Tropen leben möchte, muss man halt etwas abgehärtet sein…
Klar sind wir wilden und giftigen Tieren begegnet!
Unsere Freundin Willow, wo wir den Housesit gemacht haben, hatte einige Tage vor unserem Einzug eine handgrosse Spinne im Bad gefunden. Sie hat sie einfach gefangen und wieder in den Garten entlassen. Einige Tage später haben wir den haarigen Gesellen wieder im Garten angetroffen, als wir vom Strand kamen. Leider hatten wir in dem Moment keine Kamera dabei…
Die war echt gross!
Wie anfangs bereits erwähnt, möchten wir dich mit diesem Artikel keinesfalls davon abhalten dir dieses wundervolle Land anzusehen.
Im Gegenteil!
Jeder sollte einmal nach Costa Rica kommen um diese einzigartige Artenvielfalt, Natur und das unglaublich nette Volk zu erkunden! Unser Bericht basiert auf einem Langzeit-Aufenthalt und nicht auf einem zweiwöchigen Urlaub.
Dies solltest du beachten und den Unterschied machen können.