Tarifa
Jedes Mal, wenn wir die spanische Grenze überqueren, fange ich an mich auf Tarifa zu freuen. Ich habe bisher noch keinen vielseitigeren Ort in Spanien gefunden, an dem es so entspannt zugeht und an dem sich das Camperleben so leicht anfühlt. Der Gedanke an Tarifa zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht, auch bei der Abreise, denn ich weiß, ich werde wiederkommen.
Die Koordinaten der besten und wichtigen Spots in Tarifa findest du am Ende des Textes.
Gut zu wissen
Tarifa liegt im tiefsten Süden Spaniens, im wunderschönen Andalusien. Genauer gesagt ist Tarifa sogar die am südlichsten gelegene Stadt des europäischen Festlandes. Alleine deshalb lohnt sich ein Besuch.
Viel interessanter finde ich jedoch, dass hier Atlantik und Mittelmeer aufeinandertreffen. Du musst dich also nicht entscheiden, an welcher Küste du Zeit verbringen möchtest. Das absolute geografische Highlight Tarifas ist aber die Lage an der engsten Stelle der Straße von Gibraltar. Die Meerenge hat hier nur eine Breite von etwa 14km. Klingt unspektakulär? Warte ab …
Das erwartet dich in Tarifa
Ausblick
Überlege doch mal, was auf der gegenüberliegenden Seite der Handelsstraße liegt … Genau. Marokko! Du hast von Tarifa einen wunderschönen Blick auf das Atlasgebirge. So nah kommst du Afrika nur hier, ohne Reisepass.
Nach Sonnenuntergang kannst du sogar die Lichter am Hafen von Tanger sehen oder die vielen kleinen Lämpchen der Fischerboote zählen. Das macht natürlich am meisten Spaß, wenn du Sand unter den Füßen spürst. Und davon gibt es in Tarifa mehr als genug. Der Strand ist nicht nur unglaublich breit, sondern auch wahnsinnige 7km lang (und geht dann nach einer kurzen Unterbrechung sogar noch weiter).
Kitesurfen
Bei Flut bildet sich auf dem Strand eine Lagune, die, vor allem von Anfängern, auch gerne zum Kitesurfen genutzt wird. Noch besser sind die Bedingungen natürlich auf dem Meer. Tarifa ist einer der besten Kitesurf-Orte Europas. Die Bedingungen sind wohl unglaublich gut. Ich selbst kite zwar nicht, gucke jedoch gerne den bunten Schirmen am Himmel zu oder beobachte atemberaubende Sprünge über dem Wasser.
Am besten geht das in Valdevaqueros. Dort kannst du auch Kitestunden buchen, Equipment ausleihen oder mit coolen Surfern etwas trinken. Am Strand findest du nicht nur Druckluft für deinen Kite sondern auch immer jemanden, der dir dabei hilft, deinen Schirm in die Luft zu bekommen. Der perfekte Ort zum Kitesurfen.
Nachtleben
In Tarifa ist immer etwas los. Wo du tagsüber leere Gassen mit verschlossenen Holztüren findest, öffnen nachts bunte Surfer-Bars ihre Türen. Das Leben findet, wie in ganz Spanien, draußen statt.
Im „Kneipen-Quadrat“ holst du dir deinen Drink in einer der Bars und stehst dann draußen auf einem quadratischen Platz, umringt von Kneipen, Menschen und Musik. Hier lernst du hundertprozentig neue Leute aus aller Welt kennen. Interessante Gespräche und spannende Begegnungen sind hier an der Tagesordnung.
Eine Happy hour gibt es natürlich auch. Wenn du es lieber etwas gemütlicher hast, stehen dir in der Innenstadt viele Lokale zur Verfügung, die auch für ihr gutes Essen bekannt sind, oder eine der vielen Strandbars, in denen, vor allem am Wochenende, oft Livemusik gespielt wird. Dort kannst du dann bei spanischen Klängen den Sonnenuntergang genießen und dich danach vom spanischen Feuer anstecken und die Hüften kreisen lassen.
Die Strandbars eignen sich natürlich ebenso gut für einen romantischen Abend zu zweit. Magst du es gerne bunt, empfehle ich das Papagayo. Es liegt direkt an der Strandpromenade und an manchen Tischen findest du Schaukeln statt Stühle. In Tarifa findet sich wirklich für jeden Geschmack die passende Bar.
Whale watching
Die beste Zeit für ein paar Tage in Tarifa ist meiner Meinung nach von Juli bis Ende August. Nicht nur, weil dann das Wetter so gut ist, sondern auch, weil du in dieser Zeit die Chance hast Orkas zu sehen, die in dieser Zeit in der Meerenge von Gibraltar auf Thunfischjagd sind. Das ist wirklich ein in Europa einmaliges Erlebnis, welches du dir nicht entgehen lassen solltest.
Die etwa dreistündige Bootsfahrt ist jeden Cent wert. Auf unserer Tour mit Turmares haben wir Delfine und Orkas aus nächster Nähe gesehen und dabei zuschauen können, wie marokkanischen Fischern ein riesiger Thunfisch vom Haken geklaut wurde – von einem Orka. Erlebnisse, die ich niemals vergessen werde.
Sightseeing
Neben der tollen Aussicht auf Marokko und dem südlichsten Punk Europas kannst du auch die alte Burg in der Nähe des Hafens besichtigen. Auch die Altstadt ist einen Besuch wert, sie wurde sogar zum geschützten Kulturgut erklärt.
Schau dich einfach mal in der kleinen Stadt um. Du wirst noch einige alte Mauerreste und Steintore finden. Tarifa hat aber nicht nur selbst viel zu bieten, sondern ist auch ein guter Ausgangspunkt für Tagestouren.
So liegt beispielsweise der Felsen von Gibraltar nur etwa 45km entfernt. Ein weiteres Highlight, da der Felsen auf britischem Überseegebiet liegt und du eine Landesgrenze überfahren musst, um ihn zu erkunden. Du befindest dich dann auf britischem Boden und das eigentlich mitten in Spanien.
Auch ein Ausflug in den Naturpark Los Alcornocales lohnt sich. Dort findest du den größten Korkeichenwald der Iberischen Halbinsel und kannst Natur und Ruhe genießen. Die Straßen sind nicht immer die besten, aber selbst mit einem alten Camper hatten wir keine Probleme. Fahr aber bitte langsam. Uns sind zwischendurch freilaufende Kühe und Pferde entgegengekommen.
Der Stadtkern
Der kleine Stadtkern von Tarifa hat neben seinen Sehenswürdigkeiten unglaublich viel zu bieten. Durch die Nähe zu Afrika findest du viel aus Marokko importierte Ware, aber auch Läden mit handgemachter Kleidung oder Dekoration sind keine Seltenheit. Du findest hier aber nicht nur viele kleine Läden, die zum Teil wirklich einzigartige Sachen anbieten sondern auch tolle Bars und Restaurants.
In ganz Tarifa findest du keine Fastfood- oder Coffee-to-go-Kette. Individualität wird hier bei fast allen Läden großgeschrieben. So auch in meiner absoluten Lieblingseisdiele. Gönn dir dort unbedingt eine Kugel Banana-Split-Eis.
Die maurische Kultur und auch das Meer haben das Stadtbild und vor allem die Auswahl und Dekoration in den Geschäften sehr geprägt. Daher findest du hier auch von bunten Alibabahose bis zum Kitesurf Zubehör alles, was das Herz begehrt. Einige Läden spenden auch einen kleinen Teil ihrer Einnahmen an Meeresschutzorganisationen.
Camperleben
Stellplätze
Für Camper ist Tarifa das reinste Paradies. Neben einigen Campingplätzen, die etwas außerhalb liegen, gibt es zahlreiche Orte, an denen du übernachten kannst.
Selbst in der Hauptsaison hatten wir bisher nie Probleme einen Stellplatz zu finden. Das liegt vor allem daran, dass es niemanden interessiert, wenn du einen normalen Parkplatz zum Stellplatz umfunktionierst. Natürlich solltest du dich rücksichtsvoll verhalten und keine Campinglandschaft um dein Fahrzeug aufbauen, aber das ist ja Camper-Ehrensache.
Ob du auf einem der vielen Parkplätze an der Strandpromenade, auf einem der großen, sandigen Plätze oder am Straßenrand stehst bleibt völlig dir überlassen. Wir haben meistens in der Nähe des Strandes, nicht weit vom nächsten Supermarkt gestanden.
Der Weg in die Stadt war so zwar etwas länger, dafür hatten wir vor Ort immer alles, was wir täglich brauchten bzw. haben wollten. Was du bei deiner Wahl des Stellplatzes bedenken solltest, ist, dass die meisten Parkplätze auch nachts beleuchtet sind. Bei mir sorgt das für ein Gefühl von Sicherheit, ohne lichtdichte Vorhänge schläft es sich aber dennoch nicht sonderlich gut.
Mach dir auch bewusst, dass die Spanier vor allem im Sommer recht lange wach sind. Stehst du direkt an der Strandpromenade oder an der Straße, solltest du dich also nicht über nächtliche Unterhaltungen vor deinem Schlafzimmerfenster wundern.
Camperszene
In Tarifa kannst du ganz für dich allein sein oder immer mittendrin. Durch die vielen Camper, Surfer und Digitalen Nomaden ist alles irgendwie gechillt und es ist unglaublich einfach neue Leute kennenzulernen. Vorausgesetzt du möchtest das.
Wenn du dich lieber zurückziehen möchtest, ist das auch kein Problem. Hier gibt es kein typisches Campingplatzverhalten und auch keine blöden Blicke, wenn du dir auf der Strandpromenade total verpennt die Zähne putzt. Die Camper gehören hier ebenso zum Stadtbild wie die vielen Kitesurfer.
Ver- und Entsorgung und Wäsche waschen
In Andalusien ist es relativ schwierig eine Entsorgungsstation zu finden, die außerhalb eines Campingplatzes liegt. Nicht so in Tarifa. Dort findest du seit ein paar Jahren alles was du brauchst an der Tarifuel-Tankstelle. Für 3€ kannst du dort Schwarz- und Grauwasser entsorgen und bis zu 140l Frischwasser tanken. Wenn du deinen Camper an der Tankstelle volltankst, bekommst du diesen Service sogar kostenlos.
Du kannst auch mehrmals nachtanken und die Kassenzettel sammeln. Du musst aber innerhalb einer Woche auf eine komplette Tankfüllung kommen, damit du einen Chip für die Entsorgungsstation bekommst. Ich finde das ziemlich fair. An der Tankstelle findest du auch einen Waschsalon, in dem du deine Dreckwäsche waschen und sogar trocknen kannst. Leider zahlst du hier für Druckluft für deine Reifen. Kostenlose Luft gibt es an der Repsol-Tankstelle.
Sanitäranlagen
Es gibt in Tarifa keine sanitären Anlagen extra für Camper. Allerdings gibt es am Strand Trinkwasserbrunnen, die sich hervorragend fürs Zähneputzen eignen und unzählige Strandduschen. Die extra Fußduschen eignen sich super, wenn man zwischendurch nur mal die Haare waschen möchte. Achte aber bitte darauf, dass du nur Wasser oder wenigstens biologisch abbaubare Seife verwendest, da das Wasser direkt im Boden versickert.
Für Tarifa bietet es sich an, ein Porta Potti oder ähnliches zu haben. Auf den Strandparkplätzen stehen zwar Toilettenhäuschen, jedoch waren diese immer abgeschlossen, wenn ich geschaut habe. Zur Not gibt es aber natürlich viele Bars und Restaurants in der Umgebung und auch das Schwimmbad hat eine Toilette im Eingangsbereich.
Einkaufmöglichkeiten
Tarifa bietet viele Möglichkeiten deinen Kühlschrank zu füllen. Es gibt zahlreiche Supermärkte, in denen du alles bekommst, was du brauchst. In der Innenstadt findest du nur kleine Läden mit wenig Auswahl. Die großen Ketten wie Dia, Mercadona, Supersol und auch Lidl befinden sich alle etwas außerhalb.
Solltest du einmal Werkzeug oder ähnliches benötigen, musst du nach einer Ferreteria Ausschau halten. Mir sind zwei dieser „Eisenwarenläden“ in Tarifa bekannt.
Internet
Ein Road Trip dauert ja meist etwas länger als ein gewöhnlicher Urlaub. Da ist es natürlich schön, wenn du zwischendurch mal den Daheimgebliebenen eine Mail schreiben oder Recherchen für den nächsten Tagestrip im Internet machen kannst. In Tarifa hast du fast in jeder Bar kostenloses und meist auch recht schnelles Wifi.
Möchtest du mal ausgiebige Videotelefonie betreiben oder einfach deine Ruhe beim stundenlangen Surfen haben, findest du in Tarifa sogar einen Coworkingspace. Für 10€ am Tag (oder 2,50€ pro Stunde) kannst du es dir auf der Dachterrasse gemütlich machen und beim Surfen den Blick auf Afrika genießen.
Fazit
Tarifa ist in meinen Augen ein kleines Paradies. Das Leben ist hier mehr als entspannt und die Zeit scheint zwischendurch stillzustehen.
Wenn du tiefenentspannt und mit vielen tollen Eindrücken und Erlebnissen von deinem Road Trip zurückkehren möchtest, sollte Tarifa unbedingt auf deiner Liste stehen. Hier findest du außerdem schöne Souvenirs und kannst einige besondere Punkte von deiner Bucket Liste streichen (südlichster Punkt Europas, geringste Entfernung zu Afrika usw.).
Bisher habe ich Tarifa immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen. Es war jedes Mal schade zu gehen, aber ich wusste auch jedes Mal, dass ich wiederkommen und wieder eine tolle Zeit haben werde. Bisher wurde jeder, den ich kenne, von diesem kleinen Städtchen verzaubert.
Wer schreibt hier?
Silke vom Blog Minimalisch.de
ist passionierte Minimalistin und Sparfuchs. Sie steht seit mehreren Jahren auf eigenen Beinen und schreibt darüber, wie du auch mit wenig Geld mehr Zeit für die wirklich schönen Dinge im Leben hast. Ihre Reisen unternimmt sie zusammen mit ihrer besseren Hälfte und Camper Mucki. Schau doch mal bei Silke vorbei und verfolge sie auch auf Facebook.